129 – Viel Wasser trinken ist gesund! Wahr oder falsch? (2. Teil)

Kategorie: Podcast
Wie lange dauert abnehmen?

In diesem 2. Teil zum Thema: „Wie viel Wasser müssen wir denn nun wirklich trinken“, erfährst du, welche Vorteile das sogenannte Bulkdrinking hat. Ich erkläre dir, warum Menschen netter werden, wenn sie ein großes Glas Wasser trinken. Und ich verrate dir, woran du auf einen Blick erkennst, dass du genug Flüssigkeit im Körper hast.

Vielleicht wunderst du dich, dass ich dieses „Wasser trinken Thema“ so auseinanderpflücke. Die Antwort ist: Es gibt so viele Halbwahrheiten da draußen. Und es wird alles unnötig kompliziert gemacht. Dabei reicht es oft, mal einen Schritt zurückzumachen. Back to the roots. Und auf unseren schlauen Körper zu hören. Und sich das, was er sich ausgedacht hat, im Licht der Evolution zu betrachten. Wie war es früher? Also vor ein paar Hundert, Tausend oder vor ein paar Millionen Jahren?

 

MUSST du 8 x 250 ml Wasser pro Tag trinken?

 

Haben wir uns vor unsere Höhle gesetzt, uns einen kleinen Ast genommen und 8 Striche auf den Boden gemalt, um zu zählen, wie oft wir Wasser getrunken haben? Du kennst ja sicher diese Regel, die überall kursiert: Du musst mindestens 8 x 250 ml Wasser am Tag trinken. Oder haben wir uns an Rechenformeln gehalten á la: Du musst 0,03 Liter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht trinken?

Oder war es vielleicht so, dass unser Körper uns über die Regulation des Wasser/Salzhaushaltes mit dem Gefühl Durst vermittelt hat: Hey, steh auf, komm in Bewegung und suche Wasser. Durst hat früher tatsächlich immer erst Bewegung ausgelöst. Hunger übrigens auch.

Es geht also um ein wenig gesunden Menschenverstand. Doch weil da draußen dermaßen viele Gerüchte kursieren, möchte ich das Thema so weit aufdröseln, wie es mir möglich ist. Und wie du aus der ersten Episode schon weißt, immer mit dem „Wasser-Vortrag“ meines Dozenten Dr. Leo Pruimboom im Kopf.

 

Kleine Wiederholung zur letzten Episode! 

 

Wir haben festgestellt, dass unser Körper mehrere Möglichkeiten hat, an Wasser ran zu kommen.

  • Zum einen bildet sich Wasser über Oxidationsvorgänge im Stoffwechsel.
  • In Stresssituationen wird Wasser aus Stuhl und Harn rückresorbiert.
  • Ein recht großer Teil kommt aus der Nahrung (Gemüse, Salat, Obst, Suppen, Eintöpfe, Saucen, Smoothies)

Wir haben an meinem Beispiel eine ungefähre Rechnung aufgemacht, wie viel Wasser ich ausscheide (Harn, Stuhl, Atmung, Haut). Mir ist hinterher noch aufgefallen, dass der Durchschnittswert von 900 ml der Flüssigkeit aus der Nahrung bei mir nicht hinkommt. Bei mir wird das mehr sein. Ich trinke jeden Tag allein 2 große Gläser Smoothie, was allein 0,6 Liter ausmacht. Hinzu kommt eine recht große Menge Gemüse, Salat und Obst, die sicher nicht durchschnittlich sind. Es ist also überhaupt nicht verwunderlich, dass ich über den Tag eher wenig Durst habe.

 

Was für zusätzlichen Durst sorgen kann:

 

  • Starkes Schwitzen (im Sommer, nach dem Sport)
  • Salzhaltige Speisen (Fertigprodukte)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes)
  • Durchfall oder Erbrechen (großer Flüssigkeitsverlust!)
  • Hoher Alkoholkonsum (Nachdurst)

Ich habe die letzte Episode mit meinem wichtigsten Tipp beendet: Hör auf dein Durstgefühl! Und damit auf deinen Körper. Trink ein großes Glas, wenn du durstig bist. Und dann erst wieder, wenn du wieder durstig bist. Und genau hier möchte ich in dieser Episode weitermachen:

 

Wie entsteht eigentlich ein Durstgefühl?

 

Wasser ist lebenswichtig und deshalb ist Durst ein elementarer Instinkt. Wenn der Körper Wasser braucht, werden Nervenzentren tief im Gehirn angeregt und lösen das Durstempfinden aus. Wo genau diese Signale im Gehirn verarbeitet werden, war bislang nicht bekannt. Wissenschaftler fanden heraus, dass sich das Durstzentrum im Hypothalamus befindet, der auch Atmung, Kreislauf, Körpertemperatur und die Nahrungsaufnahme steuert.

Das Bedürfnis zu trinken ist also eine Reaktion des Durstzentrums in unserem Gehirn. Sensoren melden diesem Areal immer wieder den „Wasserstand“ im Blut. Sind bestimmte Stoffe darin zu konzentriert, initiiert das Gehirn einen Prozess, der uns durstig werden lässt.

Damit das mit der Wasserversorgung auch im Notfall funktioniert (du trinkst nicht gleich etwas, unsere Vorfahren brauchen noch eine Weile bis zur nächsten Quelle) hat sich unser Körper einen zweiten Mechanismus einfallen lassen, den das Gehirn in Zusammenarbeit mit den Nieren regelt. Das Gehirn setzt über die Hypophyse, das Hormon Vasopressin ins Blut frei. Vasopressin übermittelt als Botenstoff: Bitte Wasser zurückzuhalten und weniger Urin auszuscheiden.

Gibt es einen Wasserüberschuss im Körper, verringert die Hypophyse die Ausschüttung von Vasopressin und vermittelt den Nieren so: Lass mal Wasser über den Urin ab.

 

Ein Symptom bei Diabetes Typ 2: Ständiger Durst!

 

Ich möchte och auf was ganz Wichtiges hinweisen. Ich habe hier im Podcast ja schon oft über die Zuckerkrankheit Diabetes Typ 2 gesprochen. Und ich habe vorhin gesagt, dass ein Typ 2 Diabetiker von großem Durst geplagt werden kann.

Das fatale an dieser Stoffwechselerkrankung, die ganz am Ende auch tödlich enden kann, ist, dass sie eine ziemlich lange Zeit (auch über Jahre) erst mal keine Symptome machte. Deshalb ist ein Diabetes Typ 2 oft eine Zufallsdiagnose beim Routine-Check-Up. Eines der späteren Symptome, wenn die Krankheit schon weit fortgeschritten ist, ist dieser starke Durst.

 

Diabetes-Durst: Zucker über den Urin loszuwerden.

 

Bei Diabetes Typ 2 kann es passieren, dass  der Körper es nicht mehr schafft, den Zucker über Insulin aus dem Blut zu schaffen. Die Zellen sind längst resistent und öffnen ihre Türen nicht mehr. Der Zucker bleibt im Blut. Die Bauchspeicheldrüse rackert sich zu Tode und quittiert irgendwann ihren Dienst. Der Blutzuckerspiegel ist jetzt dauerhaft erhöht. Der Zuckerstoffwechsel ist entgleist.

Ein zu hoher Blutzuckerspiegel wäre aber tödlich. Dein Organismus will dich retten. Und versucht jetzt verzweifelt, den Zucker über die Niere und damit über den Urin loszuwerden. Der zuckerkranke Mensch scheidet jetzt große Mengen Wasser aus, was diesen unglaublichen Durst auslöst. Bei Tag und Nacht. Deshalb hat die Krankheit auch den Beinamen „honigsüßer Durchfluss“. Ärzte haben früher den Urin ihres Patienten probiert, um die Krankheit zu diagnostizieren.

Das passiert übrigens auch bei Typ 1 Diabetikern. Hier funktioniert der Zuckerstoffwechsel nicht mehr, weil das eigene Immunsystem die Langhanssche Zellen, die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreift. Es ist also eine Autoimmunerkrankung, die auch junge Menschen schon bekommen können. Wenn du dieses Symptom „ständiger Durst“ hast, erzähle das mal deinem Hausarzt. Der wird dann alle nötigen Untersuchungen vornehmen.

 

Zuviel und zu wenig Wasser kann Schmerzen auslösen!

 

Was sehr spannend ist: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Wasserprobleme und Schmerzen in den gleichen Teilen des Gehirns verarbeitet werden. Es kann also sein, dass man einen Wassermangel hat und Schmerzen bekommt. Es kann aber auch sein, dass man zu viel Wasser im Körper hat und Schmerzen bekommt.

Den Wassermangel können wir ja wie besprochen sehr gut fühlen – über das Durstgefühl. Ach so, zum Thema „Man sollte trinken, BEVOR man Durst hat“ meinte mein Dozent dann auch noch: Beim Sport wird oft gesagt: Bevor Du Durst hast, musst du trinken. Das heißt also, bevor es kalt wird, musst du eine Jacke anziehen. Bevor du Hunger hast, musst du essen. Bevor dir zu warm wird, spring in einen kalten See. Auch mal eine Überlegung wert, nicht wahr?

Okay! Zu viel oder zu wenig Wasser: Beide Situationen führen zu Schmerzen. Wenn wir Durst haben, sind diese Zellen geschrumpft. Und wenn wir trinken, schwellen sie wieder an. Und wenn die Zellen zu groß oder zu klein werden, führt das zu Schmerzen. Und wenn wir jetzt wieder an die Sache denken, dass Stress Wasser rückresorbiert und dass es ja so ein paar Stresspiloten gibt auf dieser Welt. Hm.

 

Weniger Hunger auf Pasta & Co.!

 

Wissenschaftler haben herausgefunden: Wenn man immer dann, wenn man Durst hat, eine große Portion trinkt, statt zig mal am Tag eine kleine, hört man auf, Kohlenhydrate zu essen. Ha! Das musst du wirklich mal ausprobieren. Wie verändert sich deine Lust auf Pizza, Pasta und Brötchen, wenn du mal eine Weile, sagen wir 30 Tage große statt kleine Mengen Wasser trinkst!

Und damit wären wir beim sogenannten Bulkdrinking. Es ist im Prinzip das, was ich dir schon gesagt habe: Wenn du trinkst, trink ein großes Glas. Und dann erst wieder, wenn du Durst hast. Und wenn du es machen willst, wie unsere Vorfahren, trinke ein sehr großes Glas!

Wie war es früher? Wenn Wasser zur Verfügung stand, hat Homo sapiens sich auch wirklich „satt“ getrunken und natürlich nicht den ganzen Tag an einer Flasche rumgenuckelt. Durst gehört übrigens (neben Hunger, Hitze, Kälte, kognitiver Druck und ein bisschen Gefahr) zu den sanften Stressoren, die dafür sorgen, dass unser Immunsystem ganz sanft angeschubst wird, nach dem Motto: Schau doch mal nach dem Rechten. Es ist deshalb auch gar nicht so tragisch, mal ein bisschen Durst zu haben. Spannend ist, dass dieses sich satt trinken, das Hormon Oxytocin auslöst. Unser Kuschelhormon.

 

Oxytocin: Richtig satt trinken macht uns netter!

 

Bei den Tieren am Wasserloch bewirkt es, dass alle friedlich nebeneinander Wasser trinken. Oxytocin, das Kuschelhormon! Die Natur musste sich diesen genialen Schachzug einfallen lassen, damit die einzige Ressource, die es nur einmal gibt, auf der Welt allen Tieren zur Verfügung steht. Da wird mal eben das Kuschel- und Bindungshormon Oxytocin, dass eigentlich vor allem für den Geburtsvorgang da ist, mal eben an den Start gebracht. Wenn wir eine große Menge Wasser trinken. Wie die Tiere am Wasserloch. Oxytocin macht uns friedlich und reduziert das Hungergefühl. Deshalb vielleicht auch die Sache mit den Kohlenhydraten oder dass man grundsätzlich erst mal keinen Heißhunger auf was auch immer hat, wenn man eine grooooße Portion Wasser trinkt, wenn man Durst hat, versteht sich.

Und wenn du wissen willst, ob du genug Flüssigkeit im Körper hast: Beobachte die Farbe deines Urins. Je dunkler, desto nötiger wird die nächste Bulkdrinking Phase. Heller Urin bedeutet: Hier wird gerade kein Wasser gebraucht

 

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Abnehm-Coach Daniela Schumacher

4 Kommentare

  1. Anja

    Deinen Podcast höre ich sehr gerne und habe in der Tat immer wieder Aha-Momente. Diese Folge habe ich am Morgen gehört und dabei quasi gleichmal bei dir Gelerntes umgesetzt: ich hatte noch nichts getrunken, war dafür aber in Bewegung, Nicht grad auf der Suche nach dem Wasserloch, aber auf meinem Spinningbike. Eins kann ich sagen: nach dem Hören dieser Folge und der Bewegung hatte ich RICHTIG Durst. 😂

    Antworten
    • Daniela Schumacher

      Hallo, liebe Anja, freut mich sehr, dass dir mein Podcast gefällt. Ja, dann fällt es leicht, eine große Portion Wasser zu trinken, was das Immunsystem unterstützende Hormon Oxytocin lockt. Prima.

      Antworten
      • Birgit Volzer

        Dein Podcast ist inhaltlich so gut gestaltet.
        Sehr gut verständlich und anwendbar.
        Ich danke Dir sehr dafür.

        Antworten
        • Daniela Schumacher

          Hallo, liebe Birgit! Vielen Dank für dein wertschätzendes Feedback. Freut mich sehr, wenn ich dich in die Umsetzung bringen kann.

          Antworten

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