134 – Wie dir ein „verschobener“ Biorhythmus deine Abnehm-Pläne verhagelt! 2. Teil

Kategorie: Podcast
Wie lange dauert abnehmen?

Eine weitere spannende Episode mit Chantal Amend. Chantal kommt frisch aus der Ausbildung zur kPNI Therapeutin. Die klinische Psycho-Neuro-Immunologie ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Zusammenspiel der Systeme im menschlichen Körper befasst: der Bewegungsapparat, das Immunsystem, das Nervensystem oder das hormonelle System.

Jede Zelle kommuniziert mit anderen Zellen. So beeinflusst das Hormonsystem unser Immunsystem und das Immunsystem unser Gehirn.“

 

In dieser Episode erfährst du:

 

  • Was passiert, wenn Fettzellen keinen Platz mehr haben.
  • Warum dich dein Gehirn zum Kühlschrank schickt!
  • Welche Nahrungsmittel einen guten Schlaf fördern.
  • Warum du auf deinen Vitamin B12 Spiegel achten solltest.
  • Was unsere evolutionären Gene über einen ständig vollen Kühlschrank denken

 

Was passiert, wenn Fettzellen sich unnatürlich vergrößern? Das war die letzte Frage, die ich Chantal Amend in der letzten Episode gestellt habe, und an dieser Stelle geht es jetzt mit vielen spannenden Infos und hilfreichen Impulsen für einen Biorhythmus, der dir beim Abnehmen hilft, weiter.

 

Was passiert, wenn Fettzellen sich unnatürlich vergrößern?

 

Chantal:

Ja, man muss sich vorstellen, dass unsere Fettzellen der größte Speicher für unseren Körper sind. Das heißt, sie sind darauf ausgelegt, dass sie die Energie, die wir gerade in dem Moment akut nicht brauchen, für schlechte Zeiten speichern. Also das wurde sehr schlau gelöst. Damit haben wir immer ein bisschen etwas dabei, wenn wir gerade nichts zu essen gefunden haben.

Die Fettzellen können unglaublich viel Energie in Form von Fettsäuren aufnehmen. Diese werden dann im Fettgewebe gespeichert. Und da ist sehr viel Platz. Es ist nicht so wie bei den Kohlenhydraten, dass es nur 500 bis 600 Gramm in Muskeln und Leber sind, die Fettzellen können richtig viel speichern. Auch unsere anderen Organe können Fett einlagern.

Das bedeutet: Umso mehr die Fettzellen mit sich herumtragen, umso entzündlicher die Lage im Körper ist, desto mehr Fett wird auch in den anderen Organen eingespeichert. Das beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit der Organe, denn die Fettsäuren sollen hauptsächlich im Fettgewebe gespeichert werden. Klar haben wir auch noch an ein paar anderen Stellen, zum Beispiel an den Händen und Füßen, ein Schutzfett aufgebaut. Aber diese Art von Fett hat in den Organen nichts zu suchen. Das klassische Beispiel ist eine nicht-alkoholische Fettleber. In dem Fall verfettet die Leber und das passiert hauptsächlich durch den Verzehr von Fructose. Nicht weil ich einen Apfel esse, sondern weil ich die hoch verarbeitete Fructose konsumiere, die man in Softdrinks und Süßigkeiten und Fast Food findet.

Wenn Fettzellen wachsen – und sie wachsen, wenn sie viel Fett speichern müssen, dann presst der Körper das Fett dort hinein, weil er es nicht im Blut haben will. Das ist ähnlich wie mit der Glukose. Das Blut hat einen ganz bestimmten Sollwert. Wir haben immer ein bisschen Glukose im Blut. Das ist der Blutzuckerspiegel. Wenn er bei null wäre, dann wären wir tot.

So ein bisschen Zucker darf also schon da sein – genau wie bei den Fettsäuren. Aber es gibt einen ganz bestimmten Grenzwert. Alles, was darüber liegt, will der Körper so schnell es geht, aus dem Blut entfernen. Weil es sonst in den Arterien auch wieder für Entzündungen sorgt. Da verkleben zum Beispiel Proteine und Substanzen, die im Blut zirkulieren, werden „verzuckert“, d. h. oxidiert und das schädigt dann die Arterienwände. Das heißt, es muss raus und landet in den Fettzellen. Und die wachsen. Wenn das zu häufig und zu lange passiert, dann dehnen sie sich aus. Natürlich haben wir im Fettgewebe eine Fettzelle neben der anderen. Sie sind eingelagert ins Bindegewebe und haben dort aber nicht unbegrenzt Platz. Irgendwann wird es eng. Sobald zu wenig Platz vorhanden ist, setzen sie Entzündungsbotenstoffe frei.

Dann werden Immunzellen angezogen, die sich in diesen Fettzellen und dazwischen einlagern und für noch mehr Entzündungsbotenstoffe sorgen. Jetzt entsteht im Fettgewebe eine Entzündung, die sich systemisch auf den ganzen Körper ausweitet. Die Botenstoffe, die freigesetzt werden, zirkulieren über die Lymphe und über die Blutbahn und erreichen den ganzen Körper. Das wird zum Problem, denn das ist ein Schritt zur chronisch entzündlichen Erkrankung.

Der Organismus will nicht die ganze Zeit einen entzündlichen Zustand haben. Das muss zu einem Ende kommen. Und das wird sehr unterschätzt, vor allem auch, weil man es nicht immer sieht. Die nicht-alkoholische Fettleber und verfettete Organe siehst du nicht. Du kannst noch eine normale Figur haben, bist aber innerlich um die Organe herum verfettet. Das ist das Gefährlichste, weil das so stark entzündlich wirkt und Organe schädigen kann.

Daniela:

Das sind die „TOFIs“ – thin outside, fat inside. Die nicht-alkoholische Fettleber ist ein ganz großes Thema. Ich habe heute Morgen noch mit einem Kunden gesprochen, der mir seinen 12-jährigen Sohn schicken möchte, der zu viel Zucker isst. Auch Kinder können schon eine nicht-alkoholische Fettleber haben. Wir brauchen ungefähr einen gehäuften Teelöffel Zucker (Glukose) im Blut. Alles darüber hinaus muss aus dem Blut raus und im Körper verteilt werden.

 

Warum Zivilisationskrankheiten und Entzündungen in der Regel immer zusammenhängend gesehen werden sollten

 

Und natürlich gibt es solch eine Regel auch für das Fett. Fett ist bis zu einem bestimmten Pegel okay und der Rest muss in die Zellen gepresst werden. Wenn du sagst: „Chronische Entzündung über das Fettgewebe“, dann meinst du die niedriggradige Entzündung, die „low-grade Inflammation“. Eine Entzündung auf ganz kleiner Flamme, die man kaum spürt. Und überhaupt macht der Körper einiges mit sich selbst aus. Ich glaub, ich habe eine Zahl gehört: bis zu 70 Prozent und dann erst meldet er sich.

Unser Körper reguliert den ganzen Tag. Und in jeder Sekunde möchte er diese Balance halten, die Homöostase einhalten und alles Auspegeln, auch den Fettgehalt im Blut. Die „low-grade Inflammation“ ist eine Entzündung auf ganz kleiner Stufe. Wenn man den ganzen Tag über Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre auf kleiner Stufe entzündet ist, muss man sich nicht wundern, dass das Immunsystem für andere Baustellen kaum noch Zeit hat.

Chantal:

Das ist ein großes Problem, was wir jetzt auch aktuell sehen: die Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes. Alles, was man zu den chronisch entzündlichen Erkrankungen zählen kann. Weil sie immer eine niedriggradige Entzündung als Ursache haben. Das heißt, eine chronische Erkrankung kann sich ohne eine chronisch niedriggradige Entzündung nicht entwickeln. Auch jetzt bei Corona sieht man, dass eben die Menschen, die sich mit einer schweren Covidinfektion herumschlagen,  in der Regel schon eine Vorerkrankung oder eine chronische Entzündung.

 

Was du bei diesen Vorerkrankungen beachten solltest

 

Wir müssen uns darüber bewusst werden, dass Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck genauso ernst zu nehmen sind wie eine Autoimmunerkrankung. Daran kann man auch sterben.

Das liefert den Einstieg für größere Probleme. Wenn du schon eine Vorerkrankung hast, in diesem Fall eine chronische Entzündung, und dein Immunsystem ist die ganze Zeit latent aktiv, bist du anfälliger für andere Infektionskrankheiten.

Dann kann dein Körper damit nicht gut umgehen, weil er die Ressourcen dafür nicht mehr hat. Eine Entzündung verbraucht Energie, also Nährstoffe. Dein Körper hat dafür jetzt weniger Ressourcen noch parat. Die Immunzellen sind jetzt nicht mehr so effektiv in ihrer Arbeit.

Wenn die Zellen die ganze Zeit beschäftigt sind, können die sich nicht auch noch effektiv um eine Erkrankung kümmern. Wenn du dann zusätzlich eine Infektion hast, stehen die Ressourcen dafür irgendwann nicht mehr zur Verfügung.

Das ist vergleichbar mit dem Militär: Wenn du an jeder Grenze Soldaten stehen hast, die dort ihre Kämpfe austragen, ist die Kapazität irgendwann erschöpft und es müssen andere Prioritäten gesetzt werden. Wo ist jetzt das Wichtigste? Und dann werden dort alle Kräfte hingeschickt. Andere Prozesse, andere Baustellen werden dann vernachlässigt.

 

Deswegen fällt dir damit auch das Abnehmen schwerer

 

Im Körper ist das auch so: Wenn wir ein chronisches aktiviertes Immunsystem haben, werden andere Prozesse wie das Abnehmen vernachlässigt. Das muss man in Relation setzen: Für den Körper ist es wichtiger, dass er erst mal mit der Ursache der chronischen Entzündung umgehen kann, als Fett abzubauen. Abnehmen ist sowieso kein evolutionäres Ziel. Es ist für unseren Körper überhaupt nicht wichtig, Fett abzubauen. Zumindest dann nicht, wenn es nur diese 10, 15 oder 20 Kilo mehr sind. Denn normalerweise – und da sind wir wieder im Biorhythmus – haben wir auch einen Rhythmus von Sommer und Winter. Wir haben einen Sommer- und einen Winterstoffwechsel und wir haben saisonal verfügbare Lebensmittel.

Das ist abhängig vom Ort, an dem ich lebe. Aber wenn wir jetzt von hier in Deutschland ausgehen, habe ich im Sommer mehr Nahrungsauswahl als im Winter. Wenn ich keinen Supermarkt habe, sondern nur ursprünglichen Lebensmittelquellen, dann habe ich im Winter viel weniger Nahrung zur Verfügung und baue ich meine Fettreserven ab. Und dann kann ich im Frühjahr und im Sommer wieder mehr essen. Dann baue ich wieder ein bisschen Fett auf und dann ist das auch ein Zyklus. Dann ist das auch ein Rhythmus von Zunehmen und Abnehmen mit der Natur. Wenn ich das aber nicht mehr habe, dann sieht mein Körper auch keinen Sinn mehr darin, Fett abzubauen, da ich ständig Essen verfügbar habe.

Da geht eins ins andere. Es ist unglaublich, aber diese chronische Entzündung ist der Ursprung für andere Probleme, weil sie verhindert, dass da wieder Ruhe reinkommt.

Daniela:

Ganz genau. Ich predige immer: „Bitte esst saisonal und regional. Geht auf den Markt und schaut bei einem Bauern, der jetzt nur Produkte aus Deutschland oder von seinem Feld anbietet. Die Tische biegen sich jetzt nicht gerade. Es gibt zum Beispiel viel Kohl und rote Beete und alles in dieser Richtung. Wir finden da jetzt keine regionalen Erdbeeren, Orangen oder so was. Genau darüber kann man auch dem Körper signalisieren, wo er sich gerade befindet im Jahr. Das geht auch im Winter- und Sommerrhythmus.

 

Immunsystem oder Gehirnleistung? Ein innerer Wettkampf

 

Was du gerade sehr schön gesagt hast: Wenn wir auf kleiner Stufe chronisch entzündet sind, ist das Immunsystem tagsüber aktiv. Und das ist kein Normalzustand. Das Immunsystem ist nachtaktiv. Nachts reist es durch den ganzen Körper und schaut nach, was es zu reparieren und zu regenerieren gibt. Und tagsüber ist das Gehirn die Macht im Körper, da, wo die Energie hingeht. Und plötzlich wollen beide die Energie haben. Was passiert, wenn beide die Energie haben wollen?

Chantal:

Es wird ein Wettkampf daraus. Beide konkurrieren um Energie. Und am Ende gewinnt immer das Immunsystem, denn das ist in dem Moment unsere Lebensversicherung. Sobald das Immunsystem aktiv wird, wird es egoistisch und zieht alles an sich. Vor allem Energie. Es muss sich versorgen mit Energie, mit Glukose. Dafür hat es Botenstoffe, die Zytokine, die es freisetzt.

Eins davon ist TNF Alpha, über das es z. B. im Gehirn den Energiebedarf drosselt. Das merken wir daran, dass wir keine Energie mehr verbrauchen wollen. Wir bekommen Kopfschmerzen, können nicht mehr klar denken. Wir sind müde und abgeschlagen. Das ist ein Krankheitsverhalten, das wir von der Grippe kennen. Dann geht es uns schlecht, damit wir uns zurückziehen, damit uns ausruhen und damit das Immunsystem in Ruhe arbeiten kann. In einer chronischen niedriggradigen Entzündungssituation passiert das alles auch. Nur nicht in so einem hohen Maß. Da fühlen uns dann den ganzen Tag müde und können uns schlecht konzentrieren, haben Heißhunger.

Denn dadurch, dass das Gehirn gedrosselt ist, weil das Immunsystem so viel Energie verbraucht, registriert das Gehirn: Okay. Ich habe hier einen Mangel an Energie, also muss ich für Nachschub sorgen. Manchmal ist es noch so, dass das Gehirn die körpereigenen Ressourcen noch anzapfen kann. Nur stimmen jetzt die Signale zwischen Körper und dem Gehirn nicht mehr überein.

Das Gehirn meldet einen Energiemangel, obwohl es noch genug Reserven gibt. Du bekommst Hunger oder Heißhunger. Das Gehirn schickt dich zum Kühlschrank, damit du Energie nachfüllst. Daraus kann ein Teufelskreis werden, weil das Immunsystem das Gehirn über Botenstoffe in seinem Energieverbrauch drosselt. Und das macht es auch mit anderen Organen. Mit der Schilddrüse, mit den Nieren oder der Leber. Das Immunsystem hat Einfluss auf alle Organe und sorgt dafür, dass es an erster Stelle steht und in Ruhe arbeiten kann.

Daniela:

Wenn das Immunsystem tagsüber Energie braucht, ist das auch ein Stressor für den Körper. Dieser Stress sorgt dafür, dass – wenn ich jetzt wieder auf das Abnehmen zu sprechen komme – ich die Energie erst mal für mich behalte, nach dem Motto: „Wer weiß, wie lange diese Stresssituation jetzt noch anhält? Wer weiß, wie lange ich hier jetzt zwei Systeme versorgen muss: Das Immunsystem und das Gehirn auch noch tagsüber.“

 

Sorgt das dafür, dass es mit dem Abnehmen dann schlechter klappt?

 

Chantal:

Ja, absolut, weil in dem Moment das Überleben wichtiger ist, als abzunehmen und unnötig Energie zu verbrauchen. Das müssen wir uns bewusst machen, wenn wir abnehmen wollen. Wenn es darum geht abzunehmen, dann wollen wir Energie verbrauchen. Und wenn der Körper das nicht mehr gut kann, weil z. B. die Muskulatur vom Immunsystem in ihrem Energieverbrauch gedrosselt wird, dann habe ich evtl. Muskelschmerzen oder Gliederschmerzen.

Das kennt man auch von der Grippe. Dann verbrauchen auch die Muskeln weniger. Das sind alles Symptome oder Folgen davon, dass mein Körper weniger Energie verbraucht und diese an das Immunsystem geben kann. Wenn das Immunsystem aktiv wird, nimmt es sich die die Stresshormone in unserem Körper z. B. Cortisol zu Hilfe, um mehr Energie freizusetzen. Die wird dann nicht in den Muskeln verbraucht, sondern die Immunzellen ziehen die sich erst einmal heran. In einer chronischen Entzündung ist es nicht so, dass ich, weil ich gar nichts mehr essen kann und der Körper so einen hohen Energieverbrauch hat, abnehme. Das passiert nur bei einem akuten Infekt. Dann ist das Immunsystem so aktiv, dass es am Tag alleine für sich über 2000 Kalorien verbrauchen kann.

Dann esse ich nichts mehr, weil ich keinen Appetit habe. Mir ist schlecht, will ich nichts sehen und nur liegen. Dann nehme ich ab. Aber in der chronischen Entzündung ist das nicht so. Das ist der große Unterschied, weil diese Systeme nicht so sehr hochfahren. Die sind alle parallel ein bisschen aktiv. Und das kostet mein Gehirn einen besonderen Energieaufwand, sodass es einen Mangel wahrnimmt und mich dann Essen schickt. Ich habe ein Überangebot an Nahrung, weil ich ständig Hunger habe. Mein Immunsystem ist aktiv und verhindert, dass die Muskulatur Energie verbraucht. Das Immunsystem sagt: Die Energie ist für mich.

Ich habe dann eine Überernährung und einen gedrosselten Stoffwechsel, weil mein Immunsystem aktiv ist. Es kann wieder viele Gründe geben, weshalb es aktiv sein kann. Es gibt viele Einflussfaktoren, aber auch hier kann die Ernährung ein Trigger sein. Bestimmte Nahrungsmittelbestandteile können Trigger sein oder eben dieses Ungleichgewicht im Darm, Bewegungsmangel. Das sind diese bekannten Faktoren, von denen man sagt: „Okay, ich müsste mal wieder…“

Daniela:

Das sind genau die Themen, die ich im Coaching behandele. Da ich aus der KPNI komme, kann ich das nur ganzheitlich betrachten. Die Ernährung ist wirklich nur eine Säule und darauf kann man eben alles aufbauen. Du hast gerade einen superinteressanten Satz gesagt:

 

„Abnehmen ist evolutionär nicht wichtig.“

 

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Im Gegenteil: Zunehmen ist evolutionär immer wichtig gewesen. In einigen Teilen der Erde ist es immer noch wichtig, dass das funktioniert. Und deshalb sind wir auch evolutionär noch genau da, wo wir jetzt stehen. Es gibt Länder, wo es nicht genug zu essen gibt. Es gibt Urvölker, die sich noch jeden Tag ihre Nahrung jagen. Da ist es sehr wichtig, dass der Körper einlagert für schlechte Zeiten. Aber Abnehmen war noch nie wichtig. Das haben wir ganz gut, auch ohne Diäten oder was auch immer so hingekriegt.

 

Das Problem des vollen Kühlschranks

 

Chantal:

Absolut. Bis vor wenigen Jahrzehnten war der Mangel eher die Norm. Mittlerweile wird es in den industrialisierten Ländern zu einem Problem: dieser Überfluss. Dieses ständig etwas zu essen zur Verfügung haben. Auch das, was wir dann ja zur Verfügung haben: zu 90 Prozent industriell hergestelltes Essen.

Da wird aus unserem Vorteil, dass wir sehr gut mit Energie haushalten und sehr gut mit einem Mangel umgehen konnten, heute ein Problem. Wir mussten nie eine Strategie entwickeln, mit Überfluss auf lange Zeit umzugehen. Unsere Strategie bei Überfluss ist Speichern. Das ist die einzige Strategie, die wir haben. Und das erklärt auch, warum wir diesen Wechsel zwischen mal essen und mal nicht essen brauchen. Das ist das Logischste überhaupt.

Daniela:

Ich habe noch so im Kopf aus der Ausbildung, dass unser Dozent gesagt hat, dass sogar ein ständig voller Kühlschrank dafür sorgt, dass wir schlechter abtippen.

Chantal:

Ja, absolut. Unser Gehirn ist so weit entwickelt, dass wir die Fähigkeit haben, in die Zukunft zu denken. Das ist unter anderem durch Dopamin möglich geworden. Wir haben durch den präfrontalen Kortex, einem Hirnteil, der beim Menschen von allen Säugetieren am größten ist, die Möglichkeit, in die Zukunft zu denken. Dadurch, dass sich dieser Teil entwickelt hat, können wir planen, wann wir wieder was zu essen finden, wann wir jagen gehen, wann es wieder was gibt.

Und wenn wir jetzt ständig was zu essen zur Verfügung haben, entfällt die Notwendigkeit, dass wir uns etwas suchen müssen. Das heißt auch die Notwendigkeit entfällt, dass der Körper auf seine eigenen Reserven zurückgreift.

Es ist uns leider noch nicht gelungen, das umzustellen und zu sagen: „So, uns gehts jetzt so gut, wir brauchen nie wieder hungern.“ Aber das wissen wir nicht. Vielleicht müssen wir es doch irgendwann mal. Und dann wäre es besser, wir könnten gut mit unseren Energiequellen haushalten. Genau das ist das Problem. Wenn wir ständig Nahrung zur Verfügung haben (der Kühlschrank ist immer voll), ich kann mich immer bedienen, dann geht der Körper auch immer diesen Weg. Weil es für ihn am leichtesten ist und weil er dadurch seine Reserven nicht angreifen muss.

Daniela:

Es hilft, wenn dann die richtigen Sachen im Kühlschrank liegen. Wir haben ganz am Anfang gesagt, dass vor allem die nächtliche Fettverbrennung wichtig ist, wenn man abnehmen möchte, dass die nicht gestört wird. Es ist ein Puzzlesteinchen in dieser ganzen Abnehm-Geschichte, dass der Mensch diese Phase auch ausnutzt. Und wir haben darüber gesprochen, dass vor allem Melatonin da wichtig ist.

 

Bessere Abnehmerfolge durch besseren Schlaf

 

Ich habe damals auch gelernt, wenn ein Kind eine Stunde vor dem Schlafengehen noch Fernsehen guckt, bis zu 90 Prozent der Melatoninproduktion unterdrückt werden. Das ist das eine. Wir wissen jetzt schon, wie es unterdrückt wird, weil wir den Biorhythmus in die falsche Richtung schieben. Aber was konkret können wir jetzt tun, um unser Melatonin wieder in einen guten Rhythmus zu kriegen?

Chantal:

Also das Naheliegendste ist vor dem Schlafengehen nicht mehr ins Fernsehen oder auf das Handy gucken, sondern mir eine andere Beschäftigung zu suchen. Zum Beispiel: Ich lese etwas, ich meditiere oder mache Entspannungsübungen. Möglichst in dunklen Lichtverhältnissen, sei es mit Kerzen oder einer Rotlichtlampe. Also alles, was einem dunklen Licht vielleicht einem Lagerfeuerlicht nahekommt. Und das bestenfalls so ein, zwei Stunden vor dem Schlafen gehen, sodass ich dann meinem Körper genug Zeit gebe, das Melatonin zu produzieren.

Andererseits sollte ich mich tagsüber dem Tageslicht aussetzen, wirklich nach draußen gehen. Am Vormittag gerne schon draußen bewegen und sich dem natürlichen Licht auszusetzen, weil das für den Körper signalisiert: „Hey, jetzt ist Tag“. Das ein wichtiges Signal.

Gleichzeitig eben möglichst nicht mehr vom Schlafen gehen, intensiven Sport machen. Es kann eine sanfte Yogaeinheit sein. Achtsamkeit auf seinen Körper lenken. Die intensive Aktivität würde ich eher auf den Tag verteilen, wenn es möglich ist. Und gleichzeitig – das ist dann aber eher etwas Langfristiges – den Darm unterstützen und aufzubauen, je nachdem, wie die Ausgangslage ist, damit das Serotonin besser produziert wird.

 

Lebensmittel, die gesunden Schlaf fördern

 

Ich kann Melatonin-Vorstufen oder L-Tryptophan-Quellen essen, wie z. B. Fisch, Fleisch, Bananen, Kakao und Hafer. Wobei Hafer nicht jeder so gut verträgt. Da sind wir wieder bei dem Thema Gluten. Das Gluten im Hafer ist zwar noch das Verträglichste von allen Getreidesorten, aber da muss ich schauen, ob es besser ist, wenn ich es über Nacht einlege. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Aber Bananen, Kakao, Cashewnüsse, Fleisch, Fisch: Das wären so Quellen für L-Tryptophan. Das sind die entscheidenden Punkte.

Was auch eine Rolle spielt: Die Umwandlung z. B. von Serotonin zu Melatonin klappt dann besser. Da spielen Nährstoffe wie B12 eine Rolle. B12 ist ein Nährstoff, den ich nur in tierischen Lebensmitteln finde. Die sollten eine gute Qualität haben, damit ich nicht irgendwelche Medikamentenrückstände, Hormone oder Ähnliches aufnehme und auch keine schlechte Tierhaltung unterstütze.

Wenn wir von tierischen Lebensmitteln sprechen, dann ist es, denke ich klar, dass sie aus einer guten Haltung kommen und eine gute Qualität haben sollte. Dann kann ich ruhig ein-, zweimal die Woche ein Stück Fleisch essen und habe damit dann auch eine gute Versorgung von B12. Wenn ich das – aus welchen Gründen auch immer – nicht machen möchte, dann muss ich B12 zuführen mit einem Nahrungsergänzungsmittel. Anders komme ich nicht da ran und es ist elementar für unseren Körper. Was ich auch empfehlen kann, ist immer den gleichen Rhythmus beizubehalten, sich Routinen zu schaffen, sei es jetzt am Abend oder am Morgen, sodass ich ungefähr immer den gleichen Ablauf habe und gleiche Aufwach- und Schlafzeiten. Eine Abendroutine kann z. B. sein, dass ich mir einen Tee mache, der auf den Schlaf vorbereitet, ein bisschen beruhigend wirkt: mit Lavendel oder Hopfen oder Melisse.

Und man genießt das abends, schreibt vielleicht ein Tagebuch wie ein Dankbarkeitsjournal. Das kann eine schöne Routine sein. Um mich darauf einzustimmen und ein bisschen darauf zu prägen. Wenn ich das mache, dann komme ich zur Ruhe und dann gehts ins Bett. Und das sollte den Schlaf sehr gut beeinflussen.

Daniela:

Apropos Routinen: Ich habe mir tatsächlich am 1. Januar vorgenommen, pünktlich um 21 Uhr alles auszumachen. Das ist dann aber nur noch eine Stunde bis zum Schlafengehen. Zwei Stunden vorher würde mir das sehr schwerfallen. Aber es ist tatsächlich so: Wenn man sich vornimmt, dass es eine Uhrzeit gibt, wo ich zur Ruhe komme und das mal so einen Monat durchgezogen hat, dann hat man sich so daran gewöhnt, dass dies zu einer schönen neuen Routine wird.

 

Ab 50 sollte Vitamin B12 besonders im Auge behalten werden

 

Zu Thema B12 noch mal für die älteren Leser: Die Produktion von B12 funktioniert auch immer schlechter, je älter wir werden. Es wird im Darm von Bakterien produziert. Und das muss man sich noch mal vor Augen halten: Wir sind nicht darauf ausgelegt, so alt zu werden. Deshalb funktionieren manche Abläufe oder Mechanismen im Körper nicht, bis wir uralt werden und man sollte ab 50 seinen B12-Spiegel auf jeden Fall mal messen lassen.

Es ist ein superwichtiges Vitamin, was z. B. gebraucht wird, um die Hülle unserer Nervenzellen zu bauen und in Bezug auf die Melatonin-Produktion.

Chantal:

Also B12 ist beteiligt an der Umwandlung von Serotonin zu Melatonin. Auch Folsäure spielt eine Rolle und wird im Darm von Darmbakterien produziert. Also das heißt auch hier: Ein intakter, gut funktionierender Darm ist da ganz wichtig.

 

Möchtest du mehr über Chantal Amend erfahren?

 

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