Dieser Gang auf die Waage ist tief in uns verankert. Alle Welt spricht von soundso viel Kilo die in dieser und jener Zeit weg sein müssen. Es gibt Abnehm-Konzepte, bei denen das wöchentliche Wiegen Teil des Plans ist.
Im zweiten Teil meines Vorschlags, dich auf das Experiment „Pack die Waage in den Keller“ einzulassen, möchte ich dir auseinanderbröseln, warum die Waage nicht das anzeigt, was du erwartest. Am Ende der Episode werde ich dir ein paar Tipps geben, wie du deine Erfolge auch noch messbar machen kannst.
3 Gründe, warum die Waage nicht anzeigt, was du erwartest
1. Mindset: Deine eigene Ungeduld!
Die Frage, die sich immer wieder stellt: Wie schnell geht abnehmen? Wieviel Gewicht kann in in welcher Zeit verlieren. Was ist normal?
Ich würde sagen, es kommt drauf an. Bei einer Ernährungsumstellung passiert es sanft und nachhaltig. Bei einer radikalen Reduktionsdiät halt radikal und weniger nachhaltig.
Meine ISS DICH GLÜCKLICH! Methode funktioniert ganzheitlich, steht also nicht nur auf der Ernährungssäule.
In meinem Coaching muss niemand hungern, Kalorien oder Punkte zählen. Es geht nicht darum weniger, sondern anders zu essen. Natürlicher, artgerechter, gesünder. Meine Teilnehmerinnen essen sich die ganze Zeit wohlig satt. Gleichzeitig kümmern sie sich um mehr Achtsamkeit und Selbstfürsorge und gehen hier in kleinen Schritten in eine gute Richtung. Meine Teilnehmerinnen kümmern sich um ihren Biorhythmus und damit um ihre Hormonbalance, um mehr Bewegung im Alltag.
Was ich damit sagen will: Es ist eben keine radikale, sondern eine sehr sanfte, artgerechte, gesunde Sache. Deshalb nehmen meine Teilnehmerinnen auch sanft und ohne diesen Erwartungsdruck ganz entspannt ca. 2 kg pro Monat, also rund 24 kg pro Jahr ab. Und dann immer weiter, bis sie ihr Wunschgewicht erreicht haben.
Doch diese Zahl erwarten manche pro Woche! Das würde bedeuten, dass du 8 Kilo pro Monat abnehmen würdest. Hm. Wie lange hast du denn gebraucht, die Kilos auf die Hüften zu packen? Hast du 8 Kilo pro Monat zugenommen? Oder sind 8 Kilo eher in 1 – 1,5 Jahren auf die Hüften gewandert?
Dein Körper ist keine Maschine, die du dazu zwingen kannst, Kilos zu verlieren, indem du z.B. viel zu wenig isst, unter deinem Grundumsatz. Das ist die Anzahl an Kalorien, die dein Körper täglich braucht, um alle lebensnotwendigen Funktionen für 24 Stunden aufrecht zu erhalten.
Dies ist dann jedenfalls keine nachhaltige Methode, die erfahrungsgemäß zu Jo-Jo-Effekten und noch größerem Frust sorgt.
Doch du kannst den Fettverbrennungsturbo zünden. Das klappt auch wunderbar, wenn du dich wohlig satt an frischer, natürlicher Nahrung isst. Wir haben das hier im Podcast schon oft besprochen. Nur nicht so rasend schnell, wie viele es sich wünschen. Es heißt, Geduld zu haben. Dem Körper Zeit zu geben.
Fazit hierzu: Deine Ungeduld führt dazu, dass die Waage nicht das anzeigt, was du dir erhofft hast. Du bist frustriert und demotivierst dich. Mit einer großen Portion Gelassenheit und indem du dir und deinem Körper Zeit gibst, kannst du den Abnehm-Prozess endlich entspannt genießen.
2. Stress
Den ganzen Tag Stress haben, ist wie den ganzen Tag Cola trinken. Im Hamsterrad sein bedeutet für deinen Körper: Ich bin im Kampf, auf der Jagd oder auf der Flucht. Dein System stellt Glukose (Zucker) als Brennstoff zur Verfügung, weil er am schnellsten dafür sorgt, dass Energie zuverlässig zur Verfügung steht. Zucker lockt Insulin, um den Blutzuckerspiegel auszugleichen. Insulin hemmt die Fettverbrennung. Die Reserven werden geschont.
Du verzichtest also auf Zucker und Alkohol, bewegst dich mehr, doch du vergisst diese eine Säule, die auch sehr wichtig ist: Achtsamkeit & Selbstfürsorge. Ich habe schon oft Frauen erlebt, die erst abgenommen haben, als sie diesem Knackpunkt endlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt haben.
Fazit hierzu: Du machst schon eine Menge richtig und erwartest jetzt natürlich Ergebnisse. Doch solange du nicht wenigsten ein ganz klein wenig aus deinem Hamsterrad rauskommst und mehr auf dich selbst achtest, machst du es deinem Organismus schwer, die Reserven loszulassen.
3. Wassereinlagerungen (im 1. Teil erklärt, jetzt die Gründe)
Ich gehe hier auf eher harmlose, kurzfristige Wassereinlagerungen ein. Es gibt eine Menge krankheitsbedingte Ursachen, die für langfristige Wassereinlagerungen in Form von Ödemen sorgen.
1. Überschüssige Kohlenhydrate
Überschüssige Kohlenhydrate führen auch kurzfristig zu Wassereinlagerungen. Sie werden in Form von Glykogen in Leber und Muskulatur gespeichert. Circa 150 Gramm in der Leber und rund 300 Gramm in den Muskeln. 1 Gramm Glykogen bindet rund 3 Gramm Wasser. Gewichtsschwankungen von 1 bis 1,5 Kilo sind hier auch wieder drin.
2. Der weibliche Zyklus
Östrogen- und Progesteronschwankungen können zu Wassereinlagerungen führen. Ein bis drei Kilogramm Gewichtsunterschiede sind keine Seltenheit. Die Wassereinlagerungen sind in der zweiten und in der vierten Woche vor der Regelblutung am stärksten. Bei manchen Frauen ist das sehr ausgeprägt, andere bemerken kaum etwas.
3. Viel Salz
Salz bindet Wasser. Bei einer Ernährung mit vielen Fertiggerichten verliert man die Menge schnell aus den Augen.
4. Alkohol
Ein Glas Wein macht nichts. Wird es mehr, kommt die Wasserregulation deines Körpers ziemlich durcheinander. Während du Alkohol trinkst, gibt es einen entwässernden Effekt. Dieser hält nur bis am Tag danach an und verkehrt sich dann in das Gegenteil. Oft dauert es 1-2 Tage, bis sich alles wieder normalisiert.
5. Stress
Ach schon wieder der Stress. Den hatten wir gerade ja auch, als es darum ging, dass Stress die Gewichtsreduktion stark beeinflussen kann, die Waage also mehr anzeigt, als du auf Grund deiner Ernährung erwartest.
Nun kommt dadurch noch mehr Wasser im Körper hinzu. In Stresssituationen die andauern, wird das Aktivitätshormon Cortisol chronisch ausgeschüttet. Eigentlich ist das Hormon Aldosteron für den Wasserhaushalt zuständig. Doch Cortisol kann an denselben Rezeptoren andocken und so auch für Wassereinlagerungen sorgen.
Verschwindet der Stressor, sind auch die Wassereinlagerungen nach 2-3 Tagen verschwunden. Wer also starker körperlicher oder psychischer Belastung ausgesetzt ist, sich zum Beispiel einen viel zu großen Kopf wegen der Waage macht, neigt schneller zu Wassereinlagerungen als jemand, der das alles ein wenig lockerer sieht.
3 Messmethoden, die deutlich mehr Spaß machen!
Ein weiterer Grund, warum Frauen auf die Waage steigen: Ich brauchte einen Motivationsschub! Tja, das kann ganz schön nach hinten losgehen.
Messen statt Wiegen!
Messen? Klar! Deine Umfänge. Und zwar alle: Hals, Oberarme, Bauch, Hüfte, Oberschenkel, Waden. Wir nehmen leider nicht genau dort ab, wo wir es wollen.
Dein Körper schnappt sich zunächst alle Körperzonen, die früher nicht überlebenswichtig waren. Und welcher Körperteil war unsere Lebensversicherung? Der Bauch!
Wichtig für die Messung: Hol dir Hilfe! Mach es mit einer Freundin oder einem Familienmitglied. Ein falsch angelegtes oder verrutschtes Maßband kann den einen oder anderen Zentimeter ausmachen und Messergebnisse erheblich verfälschen.
Suche dir Messpunkte wie Muttermale oder Narben. Notiere dir die Messpunkte ganz genau. Sie sind wichtig, wenn du in circa 8 Wochen (auf keinen Fall früher) wieder nachmisst und dann exakt dort wieder dein Maßband anlegst.
Lieblingskleidung als Messinstrument!
Schau nach Kleidung in Deinem Kleiderschrank, die Dir jetzt noch zu klein ist. Das kann eine Lieblingsjeans, ein Lieblingskleid, eine Lieblingsbluse sein, die dir erst wieder passt, wenn du die ersten Kilos verloren hast.
Vielleicht gibt es weitere Kleidungsstücke, die auf deinem Weg zum Wunschgewicht wieder passen werden. So dass Du evtl. mehrere Kleidungsstücke hast, die Deine Meilensteine markieren.
Mach Fotos!
Von vorne, von der Seite, von hinten. Vor allem von deinem Gesicht! Denn hier siehst du die Veränderungen meist zuerst. Lass dir auch hier wieder helfen. Zieh möglichst dieselbe Kleidung an. Du wirst sehen, dass sie anders sitzt als vor 4 oder 8 Wochen. Je mehr Zeit du zwischen den Messintervallen lässt, desto schöner das Erfolgserlebnis.
Bonus-Tipp: Wohlbefinden Check-Up! Körpergefühl statt Körperwaage.
Hier schließt sich der Kreis. Damit bin ich in der letzten Episode gestartet. Schreibe Dir auf, wie Du Dich gerade fühlst! Arbeite mit einer Skala, die von 1 bis 10 geht. 1 = sehr schlecht und 10 = sehr gut. Wie fit fühlst Du Dich nach dieser Skala? Wie ist Dein Energie Level? Wie Deine Verdauung und Dein Schlaf? Welche Befindlichkeiten stören Dich im Moment? Beantworte alle Fragen in 2, 4, 6 und 8 Wochen noch einmal. Du wirst überrascht sein.