352 – Mythos Übersäuerung! Warum du kein teures Basenpulver brauchst.

Veröffentlicht am: 6. Mai 2025
Kategorie: Podcast

Vielleicht hast du schon einmal gehört, dass wir durch Stress oder bestimmte Lebensmittel übersäuern können. Gerade in den Wechseljahren, wenn sich vieles im Körper verändert, macht man sich ja oft noch mehr Gedanken.

Eine Übersäuerung soll für Müdigkeit, Gewichtszunahme, Schmerzen und viele andere Beschwerden verantwortlich sein. Kein Wunder also, dass Basenkuren, Pulver und spezielle Basen-Diäten so gefragt sind. Aber stimmt das wirklich? Kann unser Körper tatsächlich so leicht aus dem Gleichgewicht geraten? Und brauchen wir wirklich spezielle Programme, um ihn wieder basisch zu machen?

Wir werfen heute gemeinsam einen genaueren Blick auf den Säure-Basen-Haushalt unseres cleveren Körpers, schauen uns an, was die Wissenschaft dazu sagt, und klären, warum sich dein Körper viel besser schützt, als du vielleicht denkst.

 

Was ist eigentlich der Säure-Basen-Haushalt?

 

Der Säure-Basen-Haushalt beschreibt die Balance, die unser Körper täglich und sehr genau zwischen sauren und basischen Substanzen hält. Unser Blut zum Beispiel bewegt sich in einem sehr engen Bereich: Der pH-Wert liegt hier zwischen 7,35 und 7,45, also im leicht basischen Bereich.

Zum Verständnis: Der pH-Wert ist eine Skala von 0 bis 14, wobei 7 als neutral gilt. Werte unter 7 bedeuten sauer, Werte darüber basisch. Schon kleine Schwankungen außerhalb des normalen Bereichs können ernsthafte Folgen haben. Deshalb hat unser Körper clevere Systeme entwickelt, um diese Balance zuverlässig aufrechtzuerhalten. Dazu gehören Puffersysteme, die überschüssige Säuren oder Basen sofort ausgleichen können. Kleine Abweichungen sind dabei völlig normal.

Wenn wir zum Beispiel Sport treiben, entstehen kurzfristig mehr saure Stoffwechselprodukte. Der Körper registriert das sofort und reguliert über Atem, Nieren und Blutpuffer – ganz automatisch, ohne dass wir es mitbekommen. Kurz gesagt: Unser Säure-Basen-Haushalt ist ein dynamisches System, das in jeder Sekunde dafür sorgt, dass Säure und Basen in einem ausgeglichenen Verhältnis sind (1).

 

Können wir wirklich übersäuern?

 

Eine echte Übersäuerung, medizinisch Azidose genannt, ist tatsächlich ein ernsthafter krankhafter Zustand. Sie tritt allerdings nur in Ausnahmefällen auf, etwa bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Nierenversagen, Diabetes im Endstadium oder schweren Lungenerkrankungen.

In solchen Situationen kann der Körper den pH-Wert im Blut tatsächlich nicht mehr im gesunden Bereich halten. Das ist dann auch ein akuter Notfall, der intensivmedizinisch behandelt werden muss.

Bei gesunden Menschen greift der Körper automatisch zu Regelmechanismen, um den Säure-Basen-Haushalt zu stabilisieren. Selbst wenn wir uns mal weniger ausgewogen ernähren oder gestresst sind, gerät unser Blut nicht einfach so in einen gefährlich sauren Bereich. Unsere Organe – allen voran die Nieren und die Lunge – arbeiten rund um die Uhr daran, überschüssige Säuren auszuscheiden oder auszugleichen.

 

Woher kommt die Angst vor Übersäuerung?

 

Die Vorstellung, dass unser Körper durch einen sauren Lebensstil aus dem Gleichgewicht geraten könnte, ist nicht neu. Anfang des 20. Jahrhunderts tauchten erste Theorien auf, wonach Ernährung und Umweltfaktoren den Säure-Basen-Haushalt beeinflussen könnten. Diese Idee hält sich hartnäckig – oft gut gemeint, aber wissenschaftlich nie wirklich bewiesen.

Hinzu kommt, dass sich Begriffe wie „Entsäuern“, „Entgiften“ oder „Basenkur“ natürlich wunderbar vermarkten lassen. Sie sprechen ein tiefes Bedürfnis an: das Bedürfnis nach Reinigung, Erneuerung und Optimierung des Körpers.

Doch wenn wir genauer hinsehen, zeigt sich mal wieder: Unser Körper braucht recht wenig, um den Säure-Basen-Haushalt auszugleichen. Unterstützen können wir ihn auch an dieser Stelle wieder mit einer gesunden Ernährung, ausreichend Bewegung und erholsamen Schlaf – und ein wenig mehr Vertrauen in die eigene innere Intelligenz (2).

 

Wie dein Körper seine Säure-Basen-Balance schützt!

 

Eine der wichtigsten Rollen übernehmen hier sogenannte Puffersysteme in unserem Blut. Sie wirken wie kleine Schutzschilde, die überschüssige Säuren oder Basen sofort abfangen und neutralisieren.

Das Bedeutendste heißt Bikarbonat – Puffersystem, das aus Kohlensäure und Bikarbonat besteht und superschnell auf pH-Veränderungen reagiert. Wird das Blut saurer, bindet das Bikarbonat die überschüssigen Wasserstoff Ionen. Wird das Blut basischer, setzt die Kohlensäure Wasserstoff Ionen frei, um die Balance wiederherzustellen.

Zusätzlich spielt auch unsere Atmung eine entscheidende Rolle. Das Kohlendioxid, das wir beim Ausatmen abgeben, verbindet sich im Blut mit Wasser zu Kohlensäure, einem sauren Molekül. Wenn der Körper mehr Kohlendioxid loswerden möchte, atmen wir schneller oder tiefer. So kann unser Körper innerhalb weniger Atemzüge auf Veränderungen im Säure-Basen-Haushalt reagieren.

Die Nieren ergänzen diese schnellen Mechanismen durch eine langfristige Regulation. Sie können aktiv Säuren ausscheiden und bei Bedarf Bikarbonat zurückhalten oder neu bilden. Dieser Prozess ist langsamer als die Atmung, dafür aber nachhaltiger und besonders wichtig für die langfristige pH-Stabilität.

Dieses Zusammenspiel aus Puffersystemen, Atmung und Nierenaktivität läuft permanent ab – selbst im Schlaf, bei körperlicher Anstrengung oder in stressigen Momenten (1).

 

Ernährung und Säure-Basen-Haushalt

 

Auch wenn unser Körper seinen Säure-Basen-Haushalt selbst reguliert, können wir ihn durch unsere Ernährung unterstützen.

Gemüse, Salate, Kräuter und Obst liefern eine Fülle an Mineralstoffen, die im Körper basisch verstoffwechselt werden. Vor allem Kalium, Magnesium und Calcium spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie helfen nämlich dabei, Stoffwechselprodukte abzupuffern und die Nieren bei ihrer natürlichen Ausscheidungsarbeit zu entlasten.

Eiweißreiche tierische Produkte wie Fleisch und Käse gelten als „säurebildend“. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie jetzt schädlich sind. Es geht wie immer viel mehr darum, ein ausgewogenes Verhältnis zu finden: viel Gemüse und Salat auf dem Teller gleichen hier wunderbar aus.

Ein Blick auf die wissenschaftlichen Fakten zeigt, dass unser Körper bestens gerüstet ist, um seinen Säure-Basen-Haushalt zuverlässig zu regulieren. Du musst also keine Basenkuren machen, um deinem Körper etwas Gutes zu tun.

Viel wichtiger ist es, auf die täglichen kleinen Entscheidungen zu achten. Frische, natürliche Nahrung, Bewegung, Pausen, ausreichend Schlaf – kurz gesagt: ein gesunder Lifestyle.

 

 

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