In diesem Beitrag schauen wir uns an, warum Cholesterin zu Unrecht einen schlechten Ruf hat, was es überhaupt ist und wofür unser Körper es braucht. Es wird auch darum gehen, welche Mikronährstoffe der Körper braucht, um Cholesterin auf natürliche Weise abzubauen. Und wir werfen einen Blick darauf, welchen Einfluss Nahrung, z.B. Eier, wirklich auf den Cholesterinspiegel haben.
Wenn es um Cholesterin geht, denken viele Frauen immer noch sofort an etwas Gefährliches. An verstopfte Gefäße, Herzinfarkt und strikte Verbote für Eier oder Butter. Dabei ist Cholesterin weit mehr als ein Blutwert, den es zu senken gilt. Es ist ein lebenswichtiger Baustein für viele Prozesse im Körper – von der Hormonproduktion bis zur Bildung von Vitamin D.
Gerade Frauen in den Wechseljahren hören oft alarmierende Zahlen aus dem Labor, ohne zu wissen, was sie genau bedeuten. Es ist wichtig zu verstehen, welche Arten von Cholesterin es gibt, wie unser Körper sie reguliert – und welche Rolle bestimmte Nährstoffe dabei spielen.
Was ist Cholesterin? Wozu braucht es unser Körper?
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die in jeder Körperzelle vorkommt. Anders als oft angenommen, ist es kein Schadstoff, sondern ein lebenswichtiger Baustoff. Etwa 80 Prozent des Cholesterins stellt der Körper – vor allem in der Leber – selbst her, nur ein kleiner Teil stammt aus der Nahrung.
Cholesterin erfüllt sehr viele Aufgaben im Körper. Zum einen ist Cholesterin die Ausgangssubstanz für Hormone wie Östrogen, Progesteron, Testosteron, Cortisol, Aldosteron, DHEA und Vitamin D, die zahlreiche Körperfunktionen wie Zyklus, Stressreaktion, Blutdruck, Knochengesundheit, Stoffwechsel, Immunsystem, Wasserhaushalt, Libido und Energiehaushalt steuern.
Die für die Fettverdauung notwendigen Gallensäuren werden aus Cholesterin gebildet. Und es wird es für die Bildung von Zellmembranen benötigt, der Umhüllung unserer Körperzellen.
Und: Cholesterin die Ausgangssubstanz für die körpereigene Produktion von Vitamin D – ein Prozess, der unter Einwirkung von Sonnenlicht in der Haut stattfindet. Ein gesunder Cholesterinspiegel ist also lebensnotwendig. Probleme können dann entstehen, wenn bestimmte Cholesterinarten aus dem Gleichgewicht geraten. Und um dies zu verstehen, lohnt sich ein genauerer Blick auf die verschiedenen Cholesterinarten.
HDL, LDL, VLDL und Triglyceride
Oft wird nur auf das Gesamtcholesterin geschaut. Dieser Wert allein sagt jedoch wenig über das tatsächliche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Viel aussagekräftiger ist das Verhältnis der einzelnen Cholesterinfraktionen zueinander.
- LDL (Low Density Lipoprotein) wird häufig als das „schlechte“ Cholesterin bezeichnet, da es das Cholesterin von der Leber in andere Körperregionen transportiert.
- HDL (High Density Lipoprotein) hingegen gilt als das „gute“ Cholesterin. Es transportiert überschüssiges Cholesterin aus den Geweben zurück zur Leber, wo es abgebaut oder in Gallensäuren umgewandelt wird. Ein hoher HDL-Wert gleicht allerdings einen hohen LDL-Wert aus, weshalb in modernen Laboren auch der Quotient HDL/LDL bestimmt wird.
- VLDL (Very Low-Density Lipoprotein) ist ein weiterer Bestandteil, der vor allem Triglyceride transportiert, also Fette, die bei übermäßiger Zuckerzufuhr im Körper gebildet werden.
Es geht also nicht darum, das Cholesterin pauschal zu senken, sondern das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Bestandteilen zu verstehen – und gezielt zu beeinflussen. Dabei spielt die Leber eine zentrale Rolle.
Cholesterinproduktion und Cholesterinabbau
Wird ein erhöhter Cholesterinspiegel festgestellt, lautet die Standardempfehlung häufig: Bitte cholesterinsenkende Medikamente einnehmen – in Form sogenannter Statine. Diese Wirkstoffe hemmen ein Enzym in der Leber, die so genannte HMG-CoA-Reduktase, die für die körpereigene Cholesterinproduktion verantwortlich ist. Dadurch wird die Neubildung von Cholesterin eingeschränkt.
Für einen ausgeglichenen Cholesterinspiegel ist aber auch wichtig, dass sich Produktion und Abbau die Waage halten. Und der natürliche Abbau hängt entscheidend von einem anderen Enzym ab, der Cholesterin-7-alpha-Hydroxylase (CYP7A1). Dieses Enzym wird in der Leber gebildet und spielt eine Schlüsselrolle bei der Umwandlung von Cholesterin in Gallensäuren, die dann über den Darm ausgeschieden werden.
Damit dieses Enzym (CYP7A1) aktiv ist, braucht es bestimmte Voraussetzungen unter anderem eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D. Fehlt das Sonnenvitamin, wird die Aktivität des Enzyms gehemmt und der Cholesterinabbau kann ins Stocken geraten. Statt nur die Produktion zu bremsen, kann es sich sehr lohnen, den natürlichen Abbau zu fördern (1).
Höre dir hierzu auch die Episoden 151 und 152 mit dem Vitamin-D Experten Dr.med. Raimund von Helden an.
Wie Vitamin-D hier unterstützen kann
Damit überschüssiges Cholesterin aus dem Körper ausgeschieden werden kann, muss es also zunächst in der Leber in Gallensäuren umgewandelt werden. Dieser Prozess wird maßgeblich durch das Enzym Cholesterin-7-alpha-Hydroxylase (CYP7A1) gesteuert. Seine Aktivität bestimmt, wie effizient die Leber das Cholesterin in eine ausscheidbare Form umwandelt.
Vitamin D wirkt dabei auf regulatorischer Ebene, denn es aktiviert dieses Enzym. Ist die Vitamin-D-Versorgung unzureichend, kann die Umwandlungsrate sinken, was dazu führt, dass Cholesterin im Blut zirkuliert, anstatt ausgeschieden zu werden. Dieser Zusammenhang erklärt auch, warum niedrige Vitamin-D-Spiegel häufig mit ungünstigen Cholesterinwerten einhergehen.
Ein stabiler Vitamin-D-Spiegel unterstützt also nicht nur viele hormonelle und immunologische Prozesse, sondern wirkt indirekt auch entlastend auf den Cholesterinstoffwechsel (1). Für Menschen mit genetisch bedingt hohen Cholesterinwerten ist es besonders wichtig zu wissen, dass Vitamin D den Abbauweg über die Leber unterstützt.
Weitere Mikronährstoffe, die eine Rolle spielen
Neben Vitamin D gibt es weitere Mikronährstoffe, die den Cholesterinabbau auf unterschiedliche Weise unterstützen können. Einige wirken direkt auf den Fettstoffwechsel, andere fördern Prozesse in der Leber oder beeinflussen die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit.
Zum Beispiel Magnesium: Es ist an vielen enzymatischen Prozessen beteiligt, unter anderem auch an der Bildung von Gallensäuren. Ein Mangel kann die Umwandlung von Cholesterin in Gallensäuren erschweren und damit deren Ausscheidung verlangsamen (2).
Auch Omega-3-Fettsäuren zeigen positive Wirkungen. Sie haben zwar keinen direkten Einfluss auf den Cholesterinabbau, wirken aber entzündungshemmend und können so erhöhte Triglyceridwerte senken (3).
Ein weiterer Faktor sind sekundäre Pflanzenstoffe aus Gemüse, Salat, Gewürzen und Kräutern. Sie können die Ausscheidung von Gallensäuren fördern.
Was die Ernährung wirklich beeinflussen kann.
Lange Zeit ging man davon aus, dass der Cholesterinspiegel in direktem Zusammenhang mit der Cholesterinaufnahme über die Nahrung steht. Es galt als ratsam, cholesterinreiche Lebensmittel wie Eier oder Butter strikt zu meiden. Heute weiß man, dass dies ein Mythos ist.
Tatsächlich hat die Ernährung nur einen begrenzten Einfluss auf den Cholesterinspiegel. Der Körper reguliert die Eigenproduktion sehr fein selbst: Steigt die Zufuhr über die Nahrung, drosselt die Leber die körpereigene Synthese. Bei gesunden Menschen funktioniert dieser Regelkreis sehr zuverlässig. Schätzungen zufolge stammen nur 15-25 Prozent des im Blut messbaren Cholesterins aus der Nahrung (4).
Viel wichtiger ist die Zusammensetzung der gesamten Ernährung. Eine sehr zuckerreiche Kost mit schlechten Fetten kann die Triglyceridwerte erhöhen, Entzündungsprozesse fördern und sich ungünstig auf das LDL/HDL-Verhältnis auswirken.
Eine ballaststoffreiche Kost mit hochwertigen Fetten und Eiweißen hingegen unterstützt den Cholesterinstoffwechsel auf mehreren Ebenen – vor allem durch die Förderung einer gesunden Gallensäureausscheidung und die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels.
Entscheidend ist also nicht der einzelne Cholesteringehalt eines Lebensmittels, sondern das gesamte Ernährungsmuster mit seinen Auswirkungen auf Stoffwechsel, Leberfunktion und Entzündungsgeschehen.
Warum du dir Eier nicht vom Mund absparen musst!
Eier galten lange Zeit als Symbol für eine ungesunde Ernährung, vor allem wegen ihres hohen Cholesteringehalts. Dementsprechend standen sie oft ganz oben auf der Liste der Lebensmittel, die bei erhöhtem Cholesterinspiegel zu meiden sind. Diese Empfehlung beruht jedoch auf veralteten Annahmen.
Mehrere wissenschaftliche Studien haben untersucht, wie sich der Verzehr von Eiern auf den Cholesterinspiegel auswirkt, insbesondere auf das High-Density-Lipoprotein (HDL), als „gutes“ Cholesterin bezeichnet. Eine bemerkenswerte Studie zeigte, dass der tägliche Konsum von bis zu drei Eiern über einen Zeitraum von 12 Wochen das HDL-Cholesterin signifikant erhöhte, ohne das Low-Density-Lipoprotein (LDL) negativ zu beeinflussen (5).
Wie gerade schon beschrieben, stammt nur ein kleiner Teil des Cholesterins im Blut direkt aus der Nahrung. Auf eine erhöhte Cholesterinzufuhr mit der Nahrung reagiert der Körper mit einer verminderten Eigenproduktion.
Eier sind kleine Nährstoffpakete und enthalten hochwertiges Eiweiß, gesunde Fette, Vitamin A, D, E, K, die B-Vitamine B2, B5, B6, B9 und B12, sowie die Mineralstoffe Eisen, Zink, Selen, Phosphor, Jod und den für das Gehirn wichtigen Nährstoff Cholin. Wahnsinn, was alles in solch einem kleinen Ei steckt.
Cholesterin ganzheitlich betrachten!
Cholesterin ist kein Gegenspieler der Gesundheit, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil zahlreicher körperlicher Prozesse. Ein erhöhter Gesamtwert allein sagt wenig aus, solange nicht differenziert betrachtet wird, wie sich HDL, LDL, VLDL und Triglyceride zueinander verhalten.
Entscheidend ist, wie gut der Körper das Gleichgewicht zwischen Cholesterinproduktion und -abbau regulieren kann. Dabei spielen nicht nur genetische Faktoren und der Lifestyle eine Rolle, sondern auch die Versorgung mit bestimmten Mikronährstoffen – allen voran Vitamin D, aber auch Magnesium, Omega-3-Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe.
Wer seinen Cholesterinspiegel unterstützen will, muss also nicht in erster Linie auf Verbote und Einschränkungen schauen, sondern auf eine Ernährung, die den Stoffwechsel stärkt, die Leber entlastet und entzündungshemmend wirkt. Cholesterin verdient eine differenzierte Betrachtung, keine pauschale Verurteilung.
QUELLEN
- (1) Bertolotti, M., et al. (2020). The Role of CYP7A1 in Cholesterol Metabolism and Its Regulation. PMC.
- (2) Veronese, N., Watutantrige-Fernando, S., Luchini, C., Solmi, M., Sartore, G., Sergi, G., & Manzato, E. (2020). Effect of magnesium supplementation on glucose metabolism in people with or at risk of diabetes: A systematic review and meta-analysis of double-blind randomized controlled trials. European Journal of Clinical Nutrition, 74*(9), 1249–1261
- (3) Abdelhamid, A. S., Brown, T. J., Brainard, J. S., Biswas, P., Thorpe, G. C., Moore, H. J., … & Hooper, L.(2018). Omega-3 fatty acids for the primary and secondary prevention of cardiovascular disease. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2018(7).
- (4) Wikipedia-Autoren. (2025, März 28). Cholesterin. In Wikipedia.
- (5) DiMarco, D. M., Missimer, A., Murillo, A. G., Lemos, B. S., Malysheva, O. V., Caudill, M. A., & Fernandez, M. L. (2017). Intake of up to 3 eggs per day increases HDL cholesterol and plasma choline while plasma trimethylamine-N-oxide is unchanged in a healthy population. Lipids, 52(3), 255–263.
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