110 – Kann man ohne Kohlenhydrate leben? Mein Gehirn braucht doch Zucker! (2)

Kategorie: Podcast
Veröffentlicht am: 1. September 2020
Braucht das Gehirn wirklich Zucker?

Und ich werde die letzte Folge noch mal Revue passieren lassen. Wir haben ein paar Stoffwechselwege angesprochen, die, nach einmal hören, nicht immer gleich verständlich sind. Und ich möchte ja, dass du nie wieder denkst, dass dein Gehirn einfach aussetzt, wenn du mal eine Weile keinen Zucker bzw. weniger Kohlenhydrate isst.

 

It´s all about energy!

 

Bei allem, was in deinem Körper vor sich geht. Es geht immer um Energie, die zuverlässig für verschiedene Institutionen im Körper zur Verfügung stehen muss. Alle Mechanismen, Funktionen, Abläufe im Körper sind darauf ausgerichtet.

Die meiste Energie geht für das Gehirn und für das Immunsystem drauf. Dann folgen die Organe und die Muskulatur. Fettgewebe ist übrigens ein recht günstiger Vertreter im Körper. Es verbraucht wenig Energie.

 

Mehrere Sicherheitsnetze, falls Kohlenhydrate aus sind!

 

Am Ende des Tages müssen 5 Billionen Körperzellen auf Trab gehalten werden. Wir haben besprochen, dass es genau aus dem Grund eine Art Sicherheitsnetz geben muss.

Nahrung stand uns früher nicht ständig zur Verfügung. Zucker schon mal gar nicht. Und wir haben besprochen, dass unser Gehirn tagsüber und unser aktives Immunsystem nachts (wenn wir krank sind, auch tagsüber) auf Glukose (Zucker, KH) angewiesen ist. Gehirn und Immunsystem von Homo sapiens musste überleben, auch wenn KH gerade mal aus waren.

Damit haben wir schon in der letzten Episode die Frage beantwortet: Braucht mein Gehirn Zucker! Die Antwort ist ja! Nur: Sind wir deshalb auf Zucker angewiesen? Nein! Und eine Strategie unseres Körpers, an diese wertvolle Energiequelle ranzukommen, habe ich dir in der letzten Episode schon verraten.

 

Zucker aus Nahrung

 

Noch mal zur Erinnerung: Erste Phase: Glukose kommt nach der Verdauung von Kohlenhydraten in den Blutkreislauf. Wir hatten die Bratkartoffeln mit Spiegelei als Beispiel.

Dann haben wir uns vorgestellt, dass du die KH mal ein paar Tage runterfährst oder auch mal längere Fastenfenster hast.

Früher war das vielleicht die Phase zwischen 8 Stunden nicht Essen und in der Nacht aufstehen, um nach Nahrung zu suchen. Dein Körper sorgt vor, bevor ein größeres Defizit entstehen kann. Das Gehirn musste jetzt gut funktionieren, damit du auch wieder nach Hause findest. Die Muskulatur muss laufen, rennen, jagen, klettern usw.

Nehmen wir also an, du machst es wie deine Vorfahren. Oder wie unsere heutigen Naturvölker. Aufstehen und bewegen. In dieser Episode habe ich die Vorteile von Bewegung ohne Frühstück erklärt.

Okay! Kohlenhydrate sind also aus. Wir kommen in die zweite Phase.

Zucker aus körpereigenem Eiweiß und Fett!

 

Es kommt keine Nahrung mehr rein. Anfangs gibts noch ein bisschen Zucker (Glykogen – Speicherform von Zucker) aus den Speichern in der Leber. Eventuell hat sie da in der Nacht schon dran rumgeknabbert. Schließlich hast du ja schon 8 Stunden nichts gegessen.

Als Nächstes fängt der Körper an, sich Glukose aus körpereigenem Eiweiß zu bauen. Und Fette zu spalten, um auch Fettsäuren für die Energiegewinnung einzusetzen. Es geht also ran an den Speck.

Das mit dem körpereigenen Eiweiß würde nicht für immer und ewig funktionieren. Wir würden uns selbst auffuttern, um immer genügend Energie am Start zu haben. Wir werden uns also das nächste Sicherheitsnetz ansehen, dass die Evolution sich ausgedacht hat. Jetzt fährst du auf Fett: Ketonkörper ersetzen Glukose! 

 

Phase 3: Dein Körper fährt auf Ketonkörper!

 

Okay! Wir gehen davon aus: Du hast eine Weile wenige Kohlenhydrate gegessen. Was ist viel und was ist wenig? Sagen wir mal, du isst mehrere Tage hintereinander unter 50 g Kohlenhydrate aufgenommen. Das ist die Menge Kohlenhydrate, die ein Mensch anpeilt, wenn er sich ketogen ernähren will.

Noch mal zur Erinnerung: Wenige KH essen ist für den Körper so ähnlich wie fasten.

In der dieser Phase ist der Abbau von körpereigenem Eiweiß recht hoch. Dein Gehirn braucht rund 120 g Glukose pro Tag. Ein fortlaufender Abbau von körpereigenem Eiweiß würde in dieser Geschwindigkeit bald das Ende bedeuten.

Und das Überleben der Spezies Homo sapiens musste gesichert werden. Der Abbau von körpereigenem Eiweiß muss unbedingt minimiert werden. Wir haben überlebt, weil unser Körper sich den ketogenen Stoffwechsel ausgedacht hat.

Organe, die Glukose (Zucker, KH) nicht brauchen, werden jetzt mit Energie aus Fettsäuren versorgt. Was der absolute Knaller ist: Dein Gehirn kann auch auf Fett umstellen. Statt Glukose wird das Gehirn jetzt mit Ketonkörper befeuert.

Wie entstehen Ketonkörper?

 

Ketonkörper sind kleine Moleküle und werden in der Leber aus Fettsäuren gebildet. Nach einer kleinen Anpassungsphase „Oh keine Glukose mehr! Wie war das noch mal mit den Ketonkörpern! Ach ja!“ Fängt das Gehirn an Ketonkörper als alternativen Kraftstoff zu verwerten. Du fährst jetzt nicht mehr mit dem teuren Super-Benzin – Zucker. Sondern mit der alternativen Energiequelle: Ketonkörper. Also, ich find das alles schon ziemlich fantastisch.

Also: Die meisten Menschen gewinnen ihre Energie aus Kohlenhydraten. Werden Kohlenhydrate stark reduziert und wichtig: Mehr Fett zugeführt, stellt der Stoffwechsel von Glukose auf Ketone um. Wenn du ein paar Stunden fastest, ohne Abendessen ins Bett gehst und dich am nächsten morgen eine Runde nüchtern bewegst, kommst du eventuell auch kurz in Ketose. Du unterbrichst sie mit einer Mahlzeit, in der KH drin sind.

 

Ketogene Ernährung bringt Menschen in die Heilung.

 

Die ketogene Ernährung ist nicht sehr bekannt. Dabei bringt sie Menschen in die Heilung. Zum Beispiel Menschen mit Epilepsie. Epilepsie ist eine chronisch-neurologische Erkrankung und betrifft die Nervenzellen im Gehirn. Menschen, die sich ketogen ernähren, können bald auf Medikamente verzichten.

Oder während einer Krebstherapie. Allein mit der ketogenen Ernährung lässt sich kein Tumor besiegen. Forscher haben aber herausgefunden, dass eine kohlenhydratarme und gleichzeitig extrem fettreiche Ernährung dazu beitragen kann, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen.

Ich kenne Menschen, die sich ketogen ernähren, weil es ihnen guttut. Ohne jegliche Gewichtsprobleme. Dass du abnimmst, wenn du die KH reduzierst, weißt du ja schon. Dafür musst du dich nicht an die ketogene Ernährung ran wagen. Dafür reicht auch eine Low Carb Ernährung, d. h. du isst ca. 70 – 100 g Kohlenhydrate pro Tag.

Je länger du die KH runterfährst oder fastest, desto höher steigt die Konzentration der Ketonkörper im Organismus. Ketonkörper durchströmen deinen Blutkreislauf und gelangen überall hin, wo sie gebraucht werden. Gehirn, Immunsystem, Muskulatur. Sie erkennen den neuen bzw. alten Treibstoff und nehmen ihn gerne an. Bei Erwachsenen stellt sich Ketose nach ein paar Fastentagen ein, bei Kindern nach wenigen Stunden.

 

KH runterfahren ist so ähnlich wie fasten! 

 

Fasten oder Kohlenhydrate reduzieren, haben fast dieselben Effekte. Der Körper adaptiert sich durch eine Reduktion der KH nicht ganz so schnell, weil du ja noch Fett und Eiweiß isst.

Um in Ketose zu kommen, müsstest du für ein paar Tage die KH auf unter 20 – 30 g runterfahren. Um in Ketose zu bleiben, kannst du wieder auf 40-60 g KH rauffahren. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Mit sogenannten Ketosticks kannst du das über dein Urin messen.

 

Zusammenfassung

 

Die Ursprungsfrage dieser Episode war: Ist es wahr oder falsch, dass dein Gehirn Zucker braucht? Sind wir auf Zucker (KH) angewiesen? Kippen wir tot um, wenn wir eine Weile keine KH bekommen.

Die Antwort ist: NEIN!

Die KH auf 0 runterzufahren ist unmöglich. Vor allem in Gemüse, Salat und Obst gibts jede Menge davon.

Doch was viel wichtiger ist: Die Evolution hat sich mehrere Sicherheitsnetze ausgedacht, um dich vor einem Energiemangel zu beschützen.

1. Phase: Energie aus Nahrung.
2. Phase: Energie aus der Neubildung von Glukose aus körpereigenem Eiweiß und Fett / Gluconeogenese.
3. Phase: Energie aus Ketonkörper / Ketogenese,

Du kannst das Projekt „weniger Zucker/KH essen“ jederzeit angehen. Dein Gehirn und alle anderen wichtigen Institutionen in deinem Körper sind immer bestens versorgt.

Quellen:

Gluconeogenese

Metabolische Regulation 

Leberstoffwechsel beim Fasten

 

Shownotes:

Unterstützung für dich:

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